Wasserfalldiagramm als Krimi

Indizien – statt Kennzahlenlogik

Es entspricht der Profession eines Controllers und einer Controllerin vielmehr, würde man von Indikatoren an Stelle von Kennzahlen, Kennzahlensystemen und kennzahlengestützter Steuerung sprechen.

Indikatoren geben in hochverdichteter Form lediglich Hinweise darauf, ob die Organisation auf Zielkurs ist. Eine Abweichung des Indikators vom Soll- zum Ist-Wert, ist noch kein Beweis dafür, dass operativ falsch agiert wird. Gleichwohl gibt eine Abweichung Anlass für eine genauere Untersuchung. Ganz ähnlich, wie Indizien im juristischen Prozess Hinweise sind, die Rückschlüsse auf das Vorliegen einer Tatsache zulassen.

In einem Wasserfalldiagramm spiegelt sich diese Idee wider: In diesem Bild ist es Aufgabe der Controller und Controllerinnen mit aufklärerischen Interesse, analytischem Scharfsinn und Ermittlungsgeschick vorzugehen und Ursache und Gründe herauszufinden, warum das Soll vom Ist abweicht.

Aufgabe des zentralen Controllings bleibt es, anhand einer „roten Ampel“ zu erkennen, bei welchen Indikatoren die Entwicklung eines Wasserfalldiagramms wichtig ist. Aufgabe des zentralen Controllings ist es weiterhin, Ursachen für die Abweichung zu finden und zu unterscheiden, welche Ursachen exogen und insbesondere welche endogen, also von der Organisation beeinflussbar sind. Dezentral wird dann erklärt und beraten, was getan werden kann. Dazu kann ein Wasserfalldiagramm Gesprächsgrundlage sein.


Koop Kernaussage

Ein Kennzeichen der Controlling-Konzeption des „Beratungsorientierten Controllings“ ist, dass Controlling in die Kernprozesse integriert ist, ohne sie zu dominieren. Es wird konsequent aus Sicht der operativen Kernprozesse, aus dem „operativen Doing“ heraus argumentiert. So wird verhindert, dass Controller und Controllerinnen „von außen“ Aktivitäten durch eine rote Ampel stoppen, vielmehr wird angeregt und dabei beraten, welche Handlungsoptionen bestehen, das Ziel zu erreichen.

Das Wasserfalldiagramm ist ein Berichtsformat, welches zum beratungsorientierten Controlling passt: Soll und Ist weichen in einem Wasserfalldiagramm voneinander ab und es ist die Aufgabe des Controllings, dafür gute Gründe zu finden. Es wird Wissen über die Abweichung produziert. Dies ist die Voraussetzung für eine gute Beratung ohne Zahlen.

Es wird regelmäßig einen unerklärlichen Teil geben, wieso das Soll vom Ist abweicht. Mit diesem Delta wird das Selbstverständnis transportiert, dass Realität größer und komplexer ist als unsere analytischen Prognosefähigkeiten. Dies verhindert eine Kultur „auf Teufel komm `raus“ Zahlen erreichen zu müssen, vielmehr wird darauf fokussiert, was realistischerweise durch Handlungen, Maßnahmen und eigenes Zutun getan werden kann.

Die Unterscheidung von Wünschenswerten und dem, was in der Tat realisierbar ist, schafft eine konstruktive Grundhaltung und Freiheitsgrade, wo sonst oftmals Zahlendruck vorherrscht.


Aufsatz zum beratungsorientierten Controlling auf koop-oefw.de



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